Bad Gleichenberg
Die Partnerschaft mit der österreichischen Stadt Bad Gleichenberg wurde am 4. Juli 1986 besiegelt.
Ein Auszug aus der Rede des damaligen 1. Bürgermeisters Herrn Hubert Munkert:
Ihre Heimat, die Steiermark, wurde seit dem Frankenkönig Pippin von Passau und Freising aus kolonisiert. Es waren die Stämme der Bayern und später der Franken, die dieses Osterriche seit dem 6. Jahrhundert besiedelten. 976 kam Österreich unter die Herrschaft der Babenberger; die Steiermark erst 1192, nachdem dieser Teil Österreichs 1180 ein eigenes Herzogtum geworden war. Mit dem Aussterben der Babenberger begann 1269 eine jahrhunderte lange Herrschaft der Habsburger. Der Schwerpunkt des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation lag seit dieser Zeit eindeutig im Süden. Wien war zwar nicht immer Hauptstadt, aber doch Dreh- und Angelpunkt deutscher Politik.
Durch das Erstarken von Brandenburg-Preußen entstand ein unheilvoller Dualismus, der nichts anderes war als die Fortsetzung der Gegensätze, die zum 30jährigen Krieg führten. Nach dem Bayerischen Erbfolgekrieg und den Schlesischen Kriegen wurde durch die 48er Revolution und das Paulskirchen-Parlament die Hoffnung aller Deutschen geweckt, in einem geeinigten Vaterland zu leben. Der österreichische Erzherzog Johann übernahm sogar das Amt des Reichsverwesers. Nicht nur die Meinungsverschiedenheiten über eine großdeutsche oder kleindeutsche Lösung, sondern auch die Wiederherstellung der autoritären Macht in Preußen und Österreich verhinderten diesen Traum aller Deutschen.
Der reaktionäre Schwarzenberg in Österreich verlangte in der Olmützer Punktation die Wiederherstellung des Deutschen Bundes in seiner alten Form.In der Folgezeit fehlte es in Deutschland nicht an Politikern, die eine nationale deutsche Politik anstrebten. In Österreich machte vor allem Graf Rechberg als Außenminister (1859-1864) den Versuch, sich Gesamtdeutschland zu nähern. Die Reform des Deutschen Bundes, unter Führung Österreichs, scheiterte beim Fürstentag 1863 an der Haltung Preußens. Der unglückliche Waffengang 1866 brachte die kleindeutsche Lösung - ohne Österreich. Aber in den folgenden Jahren war das Schicksal Deutschlands und Österreichs eng verbunden und endete in der Katastrophe von 1918. Nach dem Untergang des Habsburger Reiches war es für Österreich das Nächstliegende, sich an Deutschland anzuschließen. In der Provisorischen Nationalversammlung Österreichs beschloss man, dass Österreich als demokratische Republik Bestandteil einer gesamtdeutschen Republik sein sollte. Im Friedensvertrag von Saint-Germain-en-Laye mußte sich Österreich allerdings verpflichten, vor einem Anschluss an Deutschland den Völkerbund zu hören. Außer Vorarlberg, das dahin tendierte, sich der Schweiz anzuschließen, sprach sich eine überwältigende Mehrheit für einen Anschluss an Deutschland aus. Die Siegermächte verhinderten dies. Auch der Versuch des österreichischen Außenministers Schober 1931, eine Zollunion mit Deutschland herzustellen, scheiterte am Widerstand der Westmächte und der Tschechoslowakei.
Diese geschichtlichen Daten sollten mehr im Bewusstsein aller vorhanden sein, denn es könnte sonst der Eindruck entstehen, der Wunsch der Österreicher, in einem geeinten Deutschland zu leben, habe nur in der Zeit des Faschismus bestanden. Das Erbe des unseligen Dritten Reiches haben die Deutschen in der DDR und die Österreicher genauso zu tragen wie wir. Geschichtliche Wahrheiten sollte man beachten und nicht nur der Zeit entsprechend interpretieren.
Heute zählen die bestehenden Realitäten in Europa; dies gilt auch für die Beziehungen der Deutschen zu den Österreichern und umgekehrt. Politische Realitäten können aber nicht verhindern, dass die freundschaftlichen Bande zwischen uns gepflegt und gefestigt werden.
Das Herz einer Partnerschaft von Gemeinden sind immer die Bürgerinnen und Bürger. Denn nur mit einer echten Freundschaft, die aus tiefstem Herzen kommt, können dauerhafte Verbindungen geschaffen und erhalten werden.
Die Gemeinden können nur der ausgestreckte Arm sein. Eine Partnerschaft, die sich nur auf die Räte der Gemeinden beschränken würde, hätte keine ausreichende Lebenskraft.
Mit diesem heutigen Tag wollen wir unsere Freundschaft durch eine offizielle Partnerschaft besiegeln."
Die Internetseiten der Stadt Gleichenberg finden Sie unter: http://www.bad-gleichenberg.steiermark.at